Das CEMBALO wurde bereits Ende des 14. Jahrhunderts erfunden,
und zwar vermutlich von dem Wiener Physiker, Arzt und Astrologen Hermann Poll (* ca. 1360), entwickelt sehr wahrscheinlich aus dem „Psalter“
(auch „Psalterium“ genannt). (gr. psallo: „eine Saite zupfen“)
Dies geht aus einem Brief von 1397 hervor
(siehe Edward Kottik "A History of the harpsichord", Indiana Press, 2003, S.10-11),
in dem Poll von einem „clavicembalum“ spricht.
Es gibt außerdem ein Gedicht von Eberhard Cersne von 1404,
in dessen "Minne Regel" (E. Kottick, ebda., S.11-12), wo in einer Liste verschiedener Instrumente auch ein "clavicymbolum" erwähnt wird.
Älteste bekannte bildl. Darstellung ist die auf dem Mindener Altar von 1425.
Henri Arnault de Zwolle (* um 1400; † 6. September 1466 in Paris) war ein flämischer Arzt und Astronom am Hofe des Burgunder Herzogs Philipp dem Guten. Er verfasste um 1440 die erste Bauanleitung für ein Instrument mit 37 Tasten und 10 Saitenpaaren
und im Weimarer Wunderbuch (um 1440) ist ein Clavichord mit mehreren gleichlangen Saiten abgebildet.
Cembalo
1) Es ist ein Tasteninstrument, dessen Saiten mit Plektren angerissen oder angezupft werden. Früher verwendete man zu deren Herstellung Vogelfedern, heute Kunststoff.
Die Plektren sind auf dünnen vierkantigen Holzleisten, den sogenannten Springern, montiert: Dieser Name nimmt Bezug auf ihre durch das Niederdrücken der Tasten ausgelöste Vertikalbewegung.
Der alt-italienische Name des Instruments war Arpicordo (in englischer Sprache Harpsichord). Er beschreibt seine Natur sehr anschaulich als eine Harfe mit Tastatur.
Der neuere italienische Name Clavicembalo vereint die Begriffe Cymbalum – einem Idiophon, dessen metallisch glänzender Klang etwas an den Klang des Cembalos erinnert – und Clavis – einem Schlüssel, dessen Form der C-Taste ähnelt.
Jede Taste kann eine oder auch mehrere Saiten (oder Register) anreißen: Handelt es sich um 8’-Register (nach einer Terminologie, die aus dem Orgelbau abgeleitet wurde), so sind die resultierenden
Töne „unisono“, d.h. von gleicher Tonhöhe; handelt es sich um 4’-Register, so liegen sie um eine Oktave höher.
In Deutschland wurden einige Cembali zusätzlich auch mit 16´-Registern ausgerüstet, deren Ton um eine Oktave tiefer liegt.
Das Cembalo hat oft nur eine Tastatur, aber vor allem im achtzehnten Jahrhundert wurden viele Instrumente auch mit zwei Tastaturen gebaut. Die beiden Tastaturen sind klanglich verschieden; sie können mit einer mechanischen Vorrichtung gekoppelt werden.
Der Tonumfang dieser Instrumente folgte den Bedürfnissen der Zeit: Im sechzehnten Jahrhundert betrug er etwa vier Oktaven (von denen die unterste, die sogenannte „kurze Oktave“, aus nur 8 Tönen bestand), im achtzehnten Jahrhundert volle fünf Oktaven.
Für viele gilt diese Zeit als das goldene Zeitalter des Cembalos, deshalb bezeichnete der Philosoph Voltaire das Cembalo als “König der Musikinstrumente”.
In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts veränderte sich der allgemeine ästhetische Geschmack tiefgreifend; deshalb litt das Cembalo immer mehr unter der Konkurrenz der Hammerflügel. Erst im frühen 20. Jahrhundert wurde es im Zuge der Wiederentdeckung des Repertoires von J. S. Bach durch berühmte Künstler wie Wanda Landowska rehabilitiert.
Die Cembali dieser Zeit sind bis heute noch vorhanden: Ihre Tonqualität ist jedoch wegen ihrer dem Klavierbau nachempfundenen Materialien und Bauprinzipien absolut unbefriedigend.
Dank der Pioniertätigkeit von Cembalobauern wie F. Hubbard und W. Dowd kam man nach 1950 auf die historische Bautradition zurück.
Die genaue Analyse alter Instrumente in Museen und Sammlungen erlaubte den Bau von historischen Kopien, d.h. von Instrumenten, die sich hinsichtlich der Baumaterialien und der Herstellverfahren kaum mehr von den alten Systemen unterschieden.
Während drei Jahrhunderten hat sich das Cembalo an die verschiedenen musikalischen Ansprüche der Zeit und des jeweiligen Landes angepasst.
1) Textauszug v. William Horn