Das deutsche Cembalo
Eines der frühesten erhaltenen Instrumente ist dasjenige von Hermann Müller im Museo degli Strumenti Musicali in Rom von 1537 (Leipzig). (siehe z.B. den Artikel "Cembalo, Klavizitherium, Spinett, Virginal" im MGG, S,499-500)
Nicht unerwähnt bleiben sollte auch die süddeutsch-österreichische oder "Habsburg"-Cembaloschule mit dem wunderbaren Instrument von Johann Maier (Stuttgart 1619, heute im Carolino-Augusteum Museum in Salzburg), und einem Klavicytherium in Nürnberg mit 4 Registern. Beide Instrumente sind spielbar, hatten im Original vermutlich teilweise Metallplektren, und typischerweise Nasalregister, die von einem der 8'-Register angerissen werden (d.h. ein Saitenbezug wird an 2 Stellen angezupft).
Technical information harpsichord Johann Mayer from
Chris Maene Workshop (Belgium)
Es gibt weitere (teilweise unspielbare) Instrumente in München und Budapest. (Informationen über die Instrumente finden Sie auch im MGG-Artikel und auch im englischen Artikel im "New Grove", außerdem in den Büchern von Kottick (siehe oben) und von Kottick & Lucktenberg "Early Keyboard Instruments", Indiana University Press, 1997).
1) Der Cembalobau in Deutschland vor 1700 hat nur wenige Zeugnisse hinterlassen,
vermutlich eine Folge des Dreißigjährigen Krieges. Der Bau von Clavichorden und Cembali ist im deutschsprachigen Raum traditionell ein Nebenerwerb der Orgelbauer, vermehrt ausgeübt zu Zeiten, in
denen sie mit Orgelbauten oder –reparaturen nicht ausgelastet sind. Nur in wenigen besonders prosperierenden Städten können sich nach 1700 Betriebe etablieren, die auf die Herstellung von Cembali
spezialisiert sind, wie in der nach dem Dreißigjährigen Krieg rasch wachsenden Hauptstadt Preußens, Berlin, oder der Hansestadt Hamburg. Hamburg blüht dank seiner Nähe insbesondere zu
Skandinavien. Die Cembali der Familie Haas/Hass, der Fleischer und von Christian Zell heben sich durch ihre eigenwillige Bauart, Dekoration und Disposition von den übrigen deutschen Instrumenten
der Zeit deutlich ab und verraten die Bestimmung für eine wohlhabende Kundschaft.
Zweimanualiges Cembalo 1728, von Christian Zell (1683[?]-1763), Eigentum der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen, 1962, © Foto: Roman Raacke
In Berlin zieht die Musikliebe einiger Hohenzollern (vor allem Friedrich II und seine Schwester Prinzessin Anna Amalie von Preußen) die bedeutendesten Vertreter jener Komponisten an, in deren Schaffen sich der Stilwandel in der Mitte des 18. Jahrhunderts vollzieht, die Brüder Graun, die Benda, Carl Philipp Emanuel Bach als Hofcembalist oder den Flötisten Johann Joachim Quantz, den Lehrer Friedrichs. Entsprechend floriert auch der Instrumentenbau und bringt Spitzenleistungen hervor, ob nun in Gestalt der Querflöten von Kirst oder der Cembali von Mietke, die in den Berliner und Potsdamer Schlössern nicht weniger zahlreich vorzufinden waren als die Hammerklaviere Silbermanns.
1) Textauszug © Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde 2010