Das Clavichord

 

"Wer aber darnach der sey gewesen / der das erfunden oder erdacht hab / ..also clvicordium hab getauffet / oder genennet / waiß ich nit", heißt es in Virdungs Musica getutscht aus dem Jahr 1511. Das Wissen um Erfinder, Namen, Zeit und Ort war also bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts verlorengegangen, wenn auch Athanasius Kircher noch 1650 dem großen Musikgelehrten des 11. Jahrhunderts, Guido von Arezzo, neben vielen Verdiensten ebenfalls die Erfindung des Clavichords zuweist. Diese Zuweisung hat viel Verwirrung gestiftet. Erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts konnte der österreichische Musikhistoriker August Wilhelm Ambros nach sorgfältiger Auswertung von schriftlichen und ikonographischen Quellen den Zeitraum der Entstehung des Instruments auf die 2. Hälfte des 14. Jhdt. eingrenzen. Bis heute gilt ausserdem seine Vermutung, daß das Clavichord in Italien enstanden ist.

Die Minneregeln des Eberhard Cersne aus Minden (1404) sind das erste uns bekannte literarische Zeugnis. Hier ist die Bezeichnung clavichordium deutlich von anderen Instrumentennamen unterschieden. Aus dieser Zeit stammt auch die vermutlich älteste bildliche Darstellung eines Clavichords - und zwar im Engelkonzert des Mindener Altars.

Die früheste detaillierte Beschreibung eines sogar dreioktavigen Clavichords gibt Henry Arnaut de Zwolle um 14254 in seinem Instrumenten-Traktat.

Im sogenannten Weimarer Ingenieur-, Kunst- und Wunderbuch, entstanden um 1440, findet sich eine weitere Abbildung eines Clavichords mit mehreren gleichlangen Saiten.

(© Auszug: Gesine Haase, Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz, Berlin)

 

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Johann Adolph Hass (1713-1771), Clavichord, Hamburg 1760, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, © Foto: Roman Raacke

 

 

Die Tasten bewegen die sog. Tangenten (kleine rechteckigen Stücke von Messing), die die Saiten schlagen und danach abdämpfen.

Der große Vorteil des Clavichords sind die dynamischen Möglichkeiten. Der Anschlag ist extrem empfindsam; er gibt das Gefühl, die Saiten direkt mit den Fingern zu berühren.

Allerdings ist der Dämpfungseffekt so stark, daß das Instrument sehr leise klingt. Deswegen ist das Chlavichord vor allem zum Üben von Solorepertoire in besonderen Räumen geeignet.

Das Clavichord kann gebunden oder frei sein. Beim gebundenen Clavichord werden auf einer Saite zwei oder drei Noten erzeugt (in Halbtonabständen).

Beim freien Clavichord erzeugt jede Saite eine Note.

Die gebundenen Clavichorde sind kleiner und haben einen kleineren Tonumfang als die freien.

 

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Open Library:

„Geschichte des Klavichords“

Published 1910 by E. Birkhäuser in Basel .

Written in German.


https://archive.org/stream/geschichtedeskla00goeh#page/n0/mode/1up