Das „iberische“ Cembalo

 

Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Beschränkung des historischen Cembalobaues auf die fünf Länder Italien, Flandern, Frankreich, England und Deutschland die historischen Gegebenheiten zu sehr vereinfacht.

Vor allem der Instrumentenbau der iberischen Halbinsel, deren reiche vorbarocke und barocke Klaviermusik bereits in größerem Umfang wieder zugänglich ist, verdient stärkere Beachtung. Einer der wohl bedeutendsten portugiesischen Cembalobauer des 18. Jahrhunderts war Joaquim Jozé Antunes aus Lissabon. Über sein Leben weiß man (noch) wenig - er dürfte zwischen 1725 und 1790 gelebt haben - drei erhaltene Cembali weisen ihn jedoch als vorzüglichen Instrumentenbauer aus.

 


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Lissabon, 1785 - single-manual harpsichord von Joaqm. Joz. Antunes ©DevineMusic, Finchcocks Musical Museum, Kent

 

Mit der Restaurierung eines (1758 gebauten, zu der Sammlung des Nationalkonservatoriums Lissabon gehörigen) dieser drei bislang unspielbaren Instrumente konnte NEUPERT einen Beitrag zur Wiederentdeckung des portugiesischen Cembalobaues leisten. Bei den Restaurierungsarbeiten ließen zahlreiche bautechnische Details erkennen, dass Antunes kein Einzelgänger, sondern offenbar Repräsentant einer hochentwickelten Cembalobaukunst war.

Die Wiedergewinnung des Klangs eines "Antunes" eröffnete der Musikwelt den Blick auf ein ganz eigenständiges, überaus reizvolles Klangbild, wie es wohl den Vorstellungen des so lange in Portugal und Spanien wirkenden Domenico Scarlatti entsprochen haben dürfte.

Text:   Copyright © 2014, J. C. NEUPERT





Siehe auch den Beitrag von John Koster in „em.oxfordjournals.org“

von 2007:

John Koster, "Towards an Optimal Instrument:  Domenico Scarlatti and the New Wave of Iberian Harpsichord Making," Early Music 35, No. 4 (November 2007), pp. 575-604.